Discussion:
Tango Argentino ohne den ganzen Ballast?
(zu alt für eine Antwort)
Christian Bartsch
2008-03-27 21:21:00 UTC
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Das soll jetzt kein bewußter Beitrag nur zur Wiederbelebung der NG sein
:-) Die Fragen gingen mir schon länger durch den Kopf udn wurden durch den
ersten teil meiner Herleitung jetzt gerade aktuell nach oben geholt.


Erster Teil: Wir haben die letzten Male im Training (Breitensport) auch
mal, auf Wunsch der Gruppe und zur Abwechslung, mal in Tango Argentino
reingeschnuppert. Das heißt Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Ich fands jedenfalls sehr spannend, weil es nicht nur mal was ganz anderes
war als das bisher gewohnte, sondern ich auch merke, daß das deutlich mehr
Anforderungen bzgl. Führung stellt. Bin ich mir selber mal über einen
Schritt nicht sicher und stehe schief/zwischen den Füßen in der Gegend
rum, ist das Feedback unmittelbar und es klemmt sofort.

Zweiter Teil: Mir war schon in der Vergangenheit immer mal wieder
aufgefallen, daß die Tango Argentino Tänzer (zumindest der Teil, den man
durch Schreiben in GABELN wahrnimmt) entweder sehr stark um Herausstellung
ihrer Abgrenzung bemüht sind [2] oder auch sonst nach meinem Empfinden
sehr zu Übertreibungen neigen [3].

Dritter Teil: Die ganze Werbung, der den Tanz nach außen immer in die
erotisch, leidenschaftliche Ecke stellt und das markant nach außen
kommuniziert. [4]


Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Oder muß man ihm gleich "verfallen" sein, zu seiner Tanzpartnerin eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen und natürlich auch wissen, wie der
Tango nun genau in den Bordellen oder woher-er-auch-kommen-mag laut dem
eigenen Tanzlehrer (der vermutlich selber nicht die letzten Jahrzehnte die
Entwicklung vor Ort miterlebt hat und nur gehörtes wiederkäut) in
Südamerika entstanden ist?

Darf man einfach Spaß daran und dabei haben, oder ist man dann ein
Atheist, ohne Chance, jemals von der "Szene" aufgenommen zu werden?

Kann man am TA einfach Spaß haben, ohne gleich den geschichtlichen,
erotischen, philosophischen, südamerikanischen Ballast mitkaufen zu
müssen?


Nur so vor sich hin überlegend,

Christian


[1] Wobei hier wohl schon wieder unterschiedliche Denkschulen existieren,
ob es überhaupt einen Grundschritt gibt? Jedenfalls finde ich ausreichend
Beschreibungen und Videos im Web, die dem mir vermittelten soweit ähneln,
daß es sowas mit diesem Namen doch scheinbar weit verbreitet gibt.

[2] Betonung, daß das doch das wahre Tanzen sei, alles ander sei nur
Schritte ablaufen. Betonung, wie furchtbar authentisch das doch sei etc.

[3] Woanders tanzt man gerne oder liebt das Tanzen, dem TA muß man
scheinbar gleich "verfallen" sein, um einen mehrfach aufgefallenen
Ausdruck herauszupicken.

[4] Ich breite ja auch nicht jedesmal episch aus, daß die jetzt folgende
Rumba eigentlich das Anbaggern meiner Tanzpartnerin darstellt ;-)
--
http://www.tanzen-in-frankfurt.de/
Tanztermine in Frankfurt
Kai Jürges
2008-03-28 10:18:55 UTC
Permalink
Post by Christian Bartsch
Erster Teil: Wir haben die letzten Male im Training (Breitensport) auch
mal, auf Wunsch der Gruppe und zur Abwechslung, mal in Tango Argentino
reingeschnuppert. Das heißt Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Zu [1]: Die Base kann man als Grundschritt sehen, man kann allerdings auch
jede beliebige andere Schrittkombination als Grundschritt sehen, so sie nur
hinlänglich häufig getanzt wird.

Auch im Standard & Latein gibt es *eigentlich* keine Grundschritte, die
jeweils volkstümlich als Grundschritt bezeichneten Schritte haben *immer*
offiziell andere Namen.
Post by Christian Bartsch
Ich fands jedenfalls sehr spannend, weil es nicht nur mal was ganz anderes
war als das bisher gewohnte, sondern ich auch merke, daß das deutlich mehr
Anforderungen bzgl. Führung stellt.
Darum ist TA auch eine sehr gute Ergänzung zum Standard & Latein. Es
befruchtet die technischen Möglichkeiten - und nicht nur in der Führung.
Post by Christian Bartsch
Zweiter Teil: Mir war schon in der Vergangenheit immer mal wieder
aufgefallen, daß die Tango Argentino Tänzer (zumindest der Teil, den man
durch Schreiben in GABELN wahrnimmt) entweder sehr stark um Herausstellung
ihrer Abgrenzung bemüht sind [2] oder auch sonst nach meinem Empfinden
sehr zu Übertreibungen neigen [3].
Dessen bin ich mir - für meinen Teil - eher nicht bewusst. Weder [2] noch
[3] habe ich jemals von mir gegeben, nicht hier und auch nicht im RL.
Post by Christian Bartsch
Dritter Teil: Die ganze Werbung, der den Tanz nach außen immer in die
erotisch, leidenschaftliche Ecke stellt und das markant nach außen
kommuniziert. [4]
Irgendwie müssen die Tanzschulen ja ihr Publikum bekommen. Auch die Werbung
für Discofox und ähnliches ist alles andere als realistisch.

Dabei will ich gar nicht abstreiten, dass TA durchaus eine erotische
Komponente hat. Dies ist aber weder zwingend (schwitzende Anfänger) noch
Alleinstellungsmerkmal (andere Tänze können das nämlich durchaus ebenfalls
ganz gut).
Post by Christian Bartsch
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Zumindest *ich* mache genau das. Für mich ist TA ein spannender Tanz, der
mein Tanzen in anderen Sparten bereichert.
Post by Christian Bartsch
Oder muß man ihm gleich "verfallen" sein,
Nö. :-)
Post by Christian Bartsch
zu seiner Tanzpartnerin
Zu welcher von den hunderten?
Post by Christian Bartsch
eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen
Geht das bei zig Damen?
Post by Christian Bartsch
und natürlich auch wissen, wie der
Tango nun genau in den Bordellen oder woher-er-auch-kommen-mag laut dem
eigenen Tanzlehrer (der vermutlich selber nicht die letzten Jahrzehnte die
Entwicklung vor Ort miterlebt hat und nur gehörtes wiederkäut) in
Südamerika entstanden ist?
Grobes Grundlagenwissen schadet zwar nicht, aber weißt Du, wie Salsa nun
genau entstanden ist? Eben...
Post by Christian Bartsch
Darf man einfach Spaß daran und dabei haben,
Ja, klar.
Post by Christian Bartsch
oder ist man dann ein
Atheist, ohne Chance, jemals von der "Szene" aufgenommen zu werden?
Muß man denn gleich von der "Szene" aufgenommen werden, wenn man nur ein
wenig TA tanzen will?

Und wenn ja: Wie sieht es dann aus, wenn man an einem anderen Ort TA tanzen
will? Muss man dann erstmal eine "Prüfung" ablegen? *g*
Post by Christian Bartsch
Kann man am TA einfach Spaß haben, ohne gleich den geschichtlichen,
erotischen, philosophischen, südamerikanischen Ballast mitkaufen zu
müssen?
Meine Antwort: Ja, man kann einfach Spaß am TA haben. Problemlos. BTDT.

Gruß und weiter viel Spaß am TA,

Kai
Johannes Kuhn
2008-03-28 10:44:56 UTC
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Post by Kai Jürges
Post by Christian Bartsch
eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen
Geht das bei zig Damen?
Wenn das so gar nix mit Erotik zu tun hat.... warum tanzt Du dann nur mit
Damen? :-))

Joh
Robert Wachinger
2008-03-28 14:21:09 UTC
Permalink
Post by Johannes Kuhn
Post by Kai Jürges
Post by Christian Bartsch
eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen
Geht das bei zig Damen?
Wenn das so gar nix mit Erotik zu tun hat.... warum tanzt Du dann nur mit
Damen? :-))
Hab zwar auch schon Tango mit Männern getanzt, und das hatte dann
wirklich nix mit Erotik zu tun. Aber das heisst noch lange nicht, daß
beim Tanzen mit manchen Damen (nicht mit jeder natürlich) nicht doch
eine mehr oder weniger intensive Erotik auftritt.

Servus, Robert

PS: so ein Konzept wie "feste Tanzpartnerin" gibt es im Tango nicht
wirklich (aber natürlich sind auch da die Übergänge fliessend).
Und genau das hat durchaus auch seinen Reiz.
--
no sig at the moment
Johannes Kuhn
2008-03-28 15:44:24 UTC
Permalink
Post by Robert Wachinger
Hab zwar auch schon Tango mit Männern getanzt, und das hatte dann
wirklich nix mit Erotik zu tun.
Da muß man seine Homophobie überwinden :-)

Ich finde es z.Zt. grad ganz spannend, mich ab und zu führen zu lassen. Die
Damen, die führen können, werden ja auch immer mehr - und es gibt sogar
welche, die den Damenschritt gar nicht können...

Gruß Joh
Kai Jürges
2008-03-28 20:52:50 UTC
Permalink
Post by Johannes Kuhn
Post by Kai Jürges
Post by Christian Bartsch
eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen
Geht das bei zig Damen?
Wenn das so gar nix mit Erotik zu tun hat.... warum tanzt Du dann nur mit
Damen? :-))
Ich habe meines Wissens weder das eine noch das andere behauptet. :-)

Ich tanze zwar nicht regelmäßig mit Männern, vorgekommen ist es aber
durchaus schon.

Und klar hat das manchmal auch viel mit Erotik zu tun, aber weder bei jeder
Dame noch bei jedem Lied noch an jedem Abend.

Gruß, Kai
Johannes Kuhn
2008-03-28 10:37:19 UTC
Permalink
Hallo Christian :-)
Post by Christian Bartsch
Das heißt Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Na - das ist ja schonmal eine gute Grundlage, sich Gedanken über Geschichte,
Kultur und Philosophie einer weltweiten Szene zu machen :-))
Post by Christian Bartsch
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Ich muß da jetzt dran denken, wie der ADTV andere Tänze charakterisiert.
Z.B.:

"Der Cha Cha Cha ist ein munterer kesser Tanz - ein Flirt. Der Charakter des
Tanzes ist frech, lebhaft, spritzig und fröhlich."

Darf ich ChaCha nun auch tanzen, wenn es mir nicht so gut geht und ich einen
Hang zur Depri habe? Wird der Tanzlehrer mich nieder machen, wenn ich
traurig gucke? *Muss* ich flirten - auch wenn ich mit einer Frau tanze, die
mir überhaupt nicht gefällt? Habe ich - so wie ich Cha Cha tanze überhaupt
Chancen auf einem Turnier?

*Solche* Charakterisierungen, Festlegungen gibt es für den Tango gar nicht.
Wozu auch? Tango ist alles mögliche und für jeden was anderes. Und es gibt
auch keine Turniere.


(Und ja: Ich verkläre den Tango auch. Er ist für mich tatsächlich sinnlich,
erotisch, leidenschaftlich, der wahre Tanz, dem ich verfallen bin.... und
nein: Es gibt keinen Grundschritt...)

Gruß Joh
Robert Wachinger
2008-03-28 14:22:50 UTC
Permalink
Post by Johannes Kuhn
Post by Christian Bartsch
Das heißt Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Na - das ist ja schonmal eine gute Grundlage, sich Gedanken über Geschichte,
Kultur und Philosophie einer weltweiten Szene zu machen :-))
Können ja, müssen nicht. Wenn einen die Geschichte nicht
interessiert, warum soll man sich dann darüber Gedanken machen?
Post by Johannes Kuhn
Post by Christian Bartsch
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Ich muß da jetzt dran denken, wie der ADTV andere Tänze charakterisiert.
"Der Cha Cha Cha ist ein munterer kesser Tanz - ein Flirt. Der Charakter des
Tanzes ist frech, lebhaft, spritzig und fröhlich."
Darf ich ChaCha nun auch tanzen, wenn es mir nicht so gut geht und ich einen
Hang zur Depri habe? Wird der Tanzlehrer mich nieder machen, wenn ich
traurig gucke? *Muss* ich flirten - auch wenn ich mit einer Frau tanze, die
mir überhaupt nicht gefällt? Habe ich - so wie ich Cha Cha tanze überhaupt
Warum hast du die Dame denn aufgefordert, wenn sie dir nicht mal in
Ansätzen gefällt? *veg*
Post by Johannes Kuhn
*Solche* Charakterisierungen, Festlegungen gibt es für den Tango gar nicht.
Wozu auch? Tango ist alles mögliche und für jeden was anderes. Und es gibt
auch keine Turniere.
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Post by Johannes Kuhn
(Und ja: Ich verkläre den Tango auch. Er ist für mich tatsächlich sinnlich,
erotisch, leidenschaftlich, der wahre Tanz, dem ich verfallen bin.... und
nein: Es gibt keinen Grundschritt...)
Full Ack ;-))
Aber "müssen" tut man das alles überhaupt nicht.


Servus, Robert
--
no sig at the moment
Johannes Kuhn
2008-03-28 16:19:19 UTC
Permalink
Post by Robert Wachinger
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Nicht wirklich so mit Wertungsrichter und Punkabzug wegen falschen
Fußaufsetzens... aber es gab tatsächlich sogar bei den GOC-Stuttgart TA.
Allerdings soweit ich weiß nur ein einziges Mal.

Joh
Stefan+ (Stefan Froehlich)
2008-03-28 16:22:33 UTC
Permalink
Post by Robert Wachinger
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Was weiss man. Unlaengst sah ich wo die Ankuendigung fuer den
Show-Auftritt des oesterreichischen TA-Staatsmeisters. Wer auch
immer ihn dazu ernannt hat.

Servus,
Stefan
--
http://kontaktinser.at/ - die kostenlose Kontaktboerse fuer Oesterreich

Stefan - der Wahn zu zittern!
(Sloganizer)
Johannes Kuhn
2008-03-28 16:38:55 UTC
Permalink
Post by Stefan+ (Stefan Froehlich)
Was weiss man. Unlaengst sah ich wo die Ankuendigung fuer den
Show-Auftritt des oesterreichischen TA-Staatsmeisters. Wer auch
immer ihn dazu ernannt hat.
Die Finnen haben sogar einen Tangokönig :-) Allerdings soweit ich weiß auf
die Musik bezogen, nicht auf den Tanz.

Joh
Horst Pittner
2008-04-08 09:00:07 UTC
Permalink
Post by Robert Wachinger
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Wer sollte sich denn bitte anmaßen hier den Wertungsrichter zu spielen?

Wenn sich schon in BA die einzelnen Stadtteile (Barrios) nicht über das
korrekte Aufsetzen des Fußes einigen können, wie sollte dann bei uns einer
die Frechheit besitzen seine persönliche Meinung als Regel für ein Turnier
zu verwenden.

Ciao
Pitti
Johannes Kuhn
2008-04-08 16:56:40 UTC
Permalink
Post by Horst Pittner
Post by Robert Wachinger
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Wer sollte sich denn bitte anmaßen hier den Wertungsrichter zu spielen?
Diese Anmaßung gab es ja bereits beim GOC Stuttgart...

Wieso soll das nicht gehen? Man müßte nur Standards formulieren. Was bei
anderen lateinamerikanischen Tänzen funktioniert hat - warum soll das nicht
beim TA gehen?

:-) Joh
Horst Pittner
2008-04-29 14:35:35 UTC
Permalink
Wer sollte denn die Unverfrohrenheit begehen, seine persönlichen Vorlieben
im TA zum Standard zu erklären? Ja, ja, ich weiß, es gibt da einen in Berlin
und neuerdings noch einen aus dem Süden zugezogenen Neuberliner die aufgrund
ihres Egos beide sofort bereit wären diesen Standard zu definieren. Nur, was
hilft ein Standard, wenn sich keiner dran hält?
Pitti
Post by Johannes Kuhn
Post by Horst Pittner
Post by Robert Wachinger
Ich hab mir sagen lassen, daß es angeblich durchaus Turniere im TA gibt.
Wer sollte sich denn bitte anmaßen hier den Wertungsrichter zu spielen?
Diese Anmaßung gab es ja bereits beim GOC Stuttgart...
Wieso soll das nicht gehen? Man müßte nur Standards formulieren. Was bei
anderen lateinamerikanischen Tänzen funktioniert hat - warum soll das nicht
beim TA gehen?
:-) Joh
Robert Wachinger
2008-03-28 13:22:59 UTC
Permalink
Hi,
Das soll jetzt kein bewu?ter Beitrag nur zur Wiederbelebung der NG sein
:-) Die Fragen gingen mir schon l?nger durch den Kopf udn wurden durch den
ersten teil meiner Herleitung jetzt gerade aktuell nach oben geholt.
Erster Teil: Wir haben die letzten Male im Training (Breitensport) auch
mal, auf Wunsch der Gruppe und zur Abwechslung, mal in Tango Argentino
reingeschnuppert. Das hei?t Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Ich fands jedenfalls sehr spannend, weil es nicht nur mal was ganz anderes
war als das bisher gewohnte, sondern ich auch merke, da? das deutlich mehr
Was war denn eigentlich wirklich so anders daran?
Anforderungen bzgl. F?hrung stellt. Bin ich mir selber mal ?ber einen
Schritt nicht sicher und stehe schief/zwischen den F??en in der Gegend
rum, ist das Feedback unmittelbar und es klemmt sofort.
Das kommt m.M.n. daher, daß man im TA immer mehrere Alternativen hat,
wie es grad weitergehen könnte. Ein "Nicht ganz sicher sein" (was mir
auch immer wieder mal passiert) führt damit in ne Konfliktsituation,
weil die Dame nicht wissen kann, was sie jetzt machen soll. Sie ist
von klaren Signalen des Herrn abhängig.
(BTW: natürlich kann eine Dame auch eigene Impulse geben, auf die der
Herr dann reagiert (auch wenn es viele Herren geben soll, die das nicht
wollen und damit nicht zurechtkommen), aber auch das muss für den Herrn
klar und verständlich sein, sonst endets nur in nem Kuddelmuddel)
Zweiter Teil: Mir war schon in der Vergangenheit immer mal wieder
aufgefallen, da? die Tango Argentino T?nzer (zumindest der Teil, den man
durch Schreiben in GABELN wahrnimmt) entweder sehr stark um Herausstellung
ihrer Abgrenzung bem?ht sind [2] oder auch sonst nach meinem Empfinden
sehr zu ?bertreibungen neigen [3].
Gehör ich da dazu? ;-)
Aber daß Leute von ihrem Hobby schwärmen, und einige davon kein anderes
gelten lassen wollen oder gar ne Art "Privatreligion" draus machen, ist
doch zutiefst menschlich (und derartiges zieht sich z.B. doch durchs
gesamte Usenet).
Dritter Teil: Die ganze Werbung, der den Tanz nach au?en immer in die
erotisch, leidenschaftliche Ecke stellt und das markant nach au?en
kommuniziert. [4]
Das ist Werbung, wie du ja selber schreibst. Wer glaubt schon der
Werbung?
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, da? man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Ich verstehe die Frage nicht so ganz. Du machst doch irgendetwas aus
einem individuellen Grund. Was kümmern dich in so einem Fall
irgendwelche Pseudogurus o.ä., die deine persönlichen Gründe nicht
gelten lassen wollen?
BTW: _ich_ kenne solche Jehova-Rufe von der Münchner Tango-Szene nicht
wirklich. Natürlich gibts welche, die relativ starre Vorstellungen
haben, wie der Tango "richtig" zu sein hat usw. Aber die Szene hier ist
groß genug, daß man überall seine eigene Nische findet.

Kurz und meine Meinung:
wenn sich jemand als "Vertreter der Reinen Lehre" im Tango gebärdet,
dann kannst den getrost in die Schublade "engstirniger Trottel"
einordnen. ;-)
Oder mu? man ihm gleich "verfallen" sein, zu seiner Tanzpartnerin eine
innige erotische Atmosph?re aufbauen und nat?rlich auch wissen, wie der
Mit manchen Tanzpartnerinnen passiert das tatsächlich. Ich sprech da
manchmal von der "3-Minuten-Liebe".
Tango nun genau in den Bordellen oder woher-er-auch-kommen-mag laut dem
eigenen Tanzlehrer (der vermutlich selber nicht die letzten Jahrzehnte die
Entwicklung vor Ort miterlebt hat und nur geh?rtes wiederk?ut) in
S?damerika entstanden ist?
Es gibt Leute, die das interessiert, und andere, denen das am A...
vorbei geht.
Darf man einfach Spa? daran und dabei haben, oder ist man dann ein
Atheist, ohne Chance, jemals von der "Szene" aufgenommen zu werden?
Es gibt viele verschiedene "Szenen". Es gibt bestimmt welche, wo du
damit gleich als Paria gezeichnet bist. Aber es gibt auch keinen Grund,
diese Leute zum Masstab zu nehmen.
Kann man am TA einfach Spa? haben, ohne gleich den geschichtlichen,
erotischen, philosophischen, s?damerikanischen Ballast mitkaufen zu
m?ssen?
Ja.
Nur so vor sich hin ?berlegend,
Christian
[1] Wobei hier wohl schon wieder unterschiedliche Denkschulen existieren,
ob es ?berhaupt einen Grundschritt gibt? Jedenfalls finde ich ausreichend
Beschreibungen und Videos im Web, die dem mir vermittelten soweit ?hneln,
da? es sowas mit diesem Namen doch scheinbar weit verbreitet gibt.
Oh, der "Grundschritt" (bzw. "Base").
Ich bin momentan der Meinung, daß der "wirklich Grundschritt" im Tango
schlicht ein Schritt (nach vorne, rückwärts oder zur Seite) ist.
Ich verstehe unter "Grundschritt" nämlich das, was man zur Überbrückung
tanzt, wenn man grad keine spezielle Figur macht. ;-)
Es gibt natürlich eine Figur namens "Base", die es in mehreren
unterschiedlichen Ausprägungen gibt, die man eigentlich "immer" tanzen
kann, wenn man grad nix anderes macht, und die sich recht gut als
Einleitung in spezielle Figuren (Drehnungen, Ochos, was weiss ich ...)
eignet (und deshalb von den Lehrern gerne dafür hergenommen wird).
Eine der ursprünglicheren Versionen dieser Base hat am Anfang einen
Rückwärtsschritt für den Herrn, und der ist auf einer vollen Milonga
gefährlich, weil man damit fast sicher ne Karambolage provoziert.
Deshalb ist m.M.n. die "Base" bzw. der Rückwärtsschritt so umstritten.
PS: wenn ich von "Figuren" rede, dann meine ich Aneinanderreihungen von
Einzelelementen, die entweder vorab (vielleicht sogar traditionell)
zusammengestellt sind, oder spontan improvisiert werden. Wo aber niemals
ein fester Ablauf erzwungen ist (wie ich schon mal schrieb: man hat
immer mehrere Möglichkeiten, wies weitergehen könnte, ich kann auch
innerhalb einer "traditionellen" Figur immer irgendwie anders
weitermachen).
Die "Base" ist m.M.n. schlicht eine (traditionelle) Figur, die sehr oft
eingesetzt wird und als "Einleitung" von Lehrern gerne genutzt wird, aber
eigentlich nicht vergleichbar mit dem, was ich in der Tanzschule bei
anderen Tänzen als "Grundschritt" kennengelernt habe.
[2] Betonung, da? das doch das wahre Tanzen sei, alles ander sei nur
Schritte ablaufen. Betonung, wie furchtbar authentisch das doch sei etc.
*grins* siehe anderen Thread, ganz meine Meinung *veg* ;-))
[3] Woanders tanzt man gerne oder liebt das Tanzen, dem TA mu? man
scheinbar gleich "verfallen" sein, um einen mehrfach aufgefallenen
Ausdruck herauszupicken.
Müssen tut man gar nichts. Aber das passiert halt leicht, grad wenn man
zu denen gehört, die beim Tango auch bleiben. Mir ist das auch so passiert,
daß ich dem Tango "verfallen" bin ;-) Aber deswegen tanzt man m.M.n.
nicht besser oder schlechter, sondern rennt nur immer wieder zu den
Milongas und zu Kursen oder Workshops.
[4] Ich breite ja auch nicht jedesmal episch aus, da? die jetzt folgende
Rumba eigentlich das Anbaggern meiner Tanzpartnerin darstellt ;-)
Machst du Werbung für die Rumba? Nicht? Also alles klar, oder? ;-)

BTW: ich weiss den Spruch nicht mehr genau, aber es heisst auch "Tango
heisst nicht, hab mich lieb, sondern kämpfe mit mir oder gegen mich"
;-))


Daß viele gerade auch der südamerikanischen Tänze so ne Art sublimiertes
Paarungsritual sind (wo eben auch die Verweigerung der Frau, das Ausdrücken
des "Nicht-so-leicht-zu-haben-Seins" dazu gehört), ist m.M.n. doch nicht
wirklich was Neues, oder? Aber im Tango auch nur _ein_ Aspekt.


Servus, Robert

PS: wart mal, bis du in Diskussionen gerätst, welche Musik zulässig ist.
Ob die Tangos zwingend von vor 1950 sein müssen, oder ob sogar "Tango
Nuevo", "Elektrotangos" oder gar "Non-Tangos" zum Tanzen geeignet seien
;-)))
Und dann gibts noch das Thema "Codigos", d.h. wie man sich beim Tango
"richtig" (also argentinischer als die Argentinier selber ;-)) verhalten
muss.
--
no sig at the moment
Martin Winkler
2008-03-28 18:37:54 UTC
Permalink
Christian Bartsch wrote:

[...]
Post by Christian Bartsch
Zweiter Teil: Mir war schon in der Vergangenheit immer mal wieder
aufgefallen, daß die Tango Argentino Tänzer (zumindest der Teil, den man
durch Schreiben in GABELN wahrnimmt) entweder sehr stark um Herausstellung
ihrer Abgrenzung bemüht sind [2] oder auch sonst nach meinem Empfinden
sehr zu Übertreibungen neigen [3].
Schön, daß ich mich gleich wieder zu Wort melden kann...
Als "Auch-TA-Tänzer" (der aber mangels Gelegenheit nur einen Bruchteil TA
tanzt und sonst halt Standard/Latein (ja, in der Tanzschule)), sehe ich das
nicht so. Ich würde das nicht abgrenzen wollen. Klar, Tango Argentino fühlt
sich anders an (mehr rhythmische Freiheit, ganz anders zu führen) als
andere Tänze. Aber im TA fühle ich mich anderen Tänzen (und Tänzern)
gegenüber weder überlegen noch distanziert. Ich sehe den TA als
faszinierenden Tanz, in den man sich relativ stark einbringen muß. Und der
vielleicht am Anfang lange braucht, ehe man ein Gefühl dafür bekommt. Mir
ging es jedenfalls so.

[...]
Post by Christian Bartsch
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Warum denn nicht? Tanzen soll Spaß machen, auch wenns Tango Argentino ist!
Post by Christian Bartsch
Oder muß man ihm gleich "verfallen" sein, zu seiner Tanzpartnerin eine
innige erotische Atmosphäre aufbauen und natürlich auch wissen, wie der
Tango nun genau in den Bordellen oder woher-er-auch-kommen-mag laut dem
eigenen Tanzlehrer (der vermutlich selber nicht die letzten Jahrzehnte die
Entwicklung vor Ort miterlebt hat und nur gehörtes wiederkäut) in
Südamerika entstanden ist?
Ich bin dem TA nicht verfallen, aber ich mag ihn.
Und zu den mittlerweile drei (Tanz-) Partnerinnen, die ich für diesem Tanz
hatte, stand nie die erotische Atmosphäre im Vordergrund, sondern ein
gemeinsames Hobby, das Tanzen. Mit den jeweiligen Damen hatte mich außer
dem Tanzen auch nichts verbunden.
Post by Christian Bartsch
Darf man einfach Spaß daran und dabei haben, oder ist man dann ein
Atheist, ohne Chance, jemals von der "Szene" aufgenommen zu werden?
Davor hätte ich keine Angst. Um in die "Szene aufgenommen zu werden", fehlt
mir wahrscheinlich noch jede Menge Übung, aber es geht doch um den Spaß an
der Sache.
Post by Christian Bartsch
Kann man am TA einfach Spaß haben, ohne gleich den geschichtlichen,
erotischen, philosophischen, südamerikanischen Ballast mitkaufen zu
müssen?
Unbedingt.

Schöne Grüße
Martin
Uwe Ehrhardt
2008-03-28 19:36:40 UTC
Permalink
Post by Christian Bartsch
Erster Teil: Wir haben die letzten Male im Training (Breitensport) auch
mal, auf Wunsch der Gruppe und zur Abwechslung, mal in Tango Argentino
reingeschnuppert. Das heißt Grundschritt [1] und Ochos, mehr noch nicht.
Ich fands jedenfalls sehr spannend, weil es nicht nur mal was ganz anderes
war als das bisher gewohnte, sondern ich auch merke, daß das deutlich mehr
Anforderungen bzgl. Führung stellt. Bin ich mir selber mal über einen
Schritt nicht sicher und stehe schief/zwischen den Füßen in der Gegend
rum, ist das Feedback unmittelbar und es klemmt sofort.
Vollkommen normal, keine Sorge :-), gibt sich mit den Jahren ;-))
Post by Christian Bartsch
Zweiter Teil: Mir war schon in der Vergangenheit immer mal wieder
aufgefallen, daß die Tango Argentino Tänzer (zumindest der Teil, den man
durch Schreiben in GABELN wahrnimmt) entweder sehr stark um Herausstellung
ihrer Abgrenzung bemüht sind [2] oder auch sonst nach meinem Empfinden
sehr zu Übertreibungen neigen [3].
Es ist, leider, eine ganz andere Welt. Fällt mir auch immer wieder auf, wenn
ich vom Standard/Latein oder vom Salsa aus schaue :-(. Aber naja, die
Salsaszene ist ja auch speziell und die Standard/Latein ebenfalls ;-)) Wobei
ich den TA technisch sehr anspruchsvoll finde, ich habe den Eindruck, da
kann mann tatsächlich sein ganzes Leben üben und lernen.
Post by Christian Bartsch
Dritter Teil: Die ganze Werbung, der den Tanz nach außen immer in die
erotisch, leidenschaftliche Ecke stellt und das markant nach außen
kommuniziert. [4]
Das liegt aber auch daran, dass es, so zumindest mein Gefühl, ein Tanz ist,
bei dem das Paar sehr viele Infos austauscht. Ich habe vor kurzem wieder
nach einer längeren Pause und einem Tanzpartnerinnenwechsel beim TA
angefangen und das bei einem neuen Trainerpaar. Und dann kam das Thema
"Rückwärts-Ochos". Es war so spannend, am Anfang die Ochos nach dem Schema
"Ich drehe Dich und stelle Dich auf den anderen Fuß und dann drehe ich Dich
wieder" zu tanzen und dann, nachdem der Lehrer es noch mal thematisiert
hatte, tatsächlich darauf zu achten, ob denn die Frau bereit ist, ihren
Schritt zu machen und ihr nicht das Tempo aufzudrängen, sondern sie "zu
fragen", wann sie soweit ist. Und das zu spüren, ist spannend und sorgt
natürlich, finde ich, dafür, dass es von außen betrachtet eine sehr innige
Beziehung im Paar gibt. Was im Salsa, Standard oder Latein oft nicht so
rüberkommt. Ich muss beim TA immer alle Antennen auf Empfang haben, um die
Reaktion der Frau und Ihr Timing richtig mitzukriegen und damit Harmonie
reinzukriegen, die man von außen sieht, aber innen noch viel mehr spürt. Es
gibt für mich keinen anderen Tanz, bei dem ich so in die Partnerin reinhöre,
bzw. auf Ihre Bewegungen oder Achse achte.
Post by Christian Bartsch
Nun meine Frage: Kann man eigentlich (ohne beispielsweise von den
Verfechtern irgendeiner reinen Lehre gleiche wegen JEHOVA-rufen verfolgt
zu werden) auch einfach sagen, daß man TA tanzt, weil man ihn spannend
findet, oder interessant oder was auch immer?
Natürlich, warum denn auch nicht. Ich tanze doch für meine Partnerin und mit
ihr, und nicht für die Meinung von Tanz-Philosophen oder anderen. Schaue Dir
doch nur mal die Paare bei den üblichen Tanzparties an, Du wirst erstaunt
sein, wie oft Paare technisch nicht so brilliant und neben dem Takt
unterwegs sind. Und schau in Ihre Gesichter, in der Regel haben sie einfach
Spaß zusammen und darum geht es primär.
Post by Christian Bartsch
Kann man am TA einfach Spaß haben, ohne gleich den geschichtlichen,
erotischen, philosophischen, südamerikanischen Ballast mitkaufen zu
müssen?
Ja und kann auch Spaß haben, wenn man den Tango Argentino als Tango
Argentino bezeichnet und nicht als Tango Archentino. Was hier in der Gegend
langsam auch schon snobistische Ausmaßen annimmt. Solange Du keinen bei
einer Milonga über den Haufen tanzt, kann es jedem egal sein, mit welcher
Motivation Du und Deine Partnerin tanzt.

LG,
Uwe
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